Wo ist das denn?
Selten habe ich so viele verständnislose Blicke geerntet und in fragende Gesichter geblickt wie bei der Erwähnung der nächsten Reise, nach STP. Die Abkürzung STP, steht für São Tomé und Príncipe. Auf dem Globus sieht man nicht mehr als zwei Punkte, zwei nahezu unbekannte Inseln im Atlantik vor der Küste Westafrikas, auf Äquatorhöhe: 200 km querab von Libreville/Gabun, im Golf on Guinea vor Äquatorialguinea, Nigeria, und Kamerun gelegen, erreicht man die Inseln von Europa aus direkt über Lissabon. Direktflüge bietet TAP oder STP. Die STP-Flotte umfasst genau eine Maschine: das Flugzeug ist nur mittelstreckentauglich und fliegt von São Tomé zur 150 km entfernten Nachbarinsel Príncipe. STP Airlines stehen zwar in Europa auf der schwarzen Liste, aber STP chartert von in der EU anerkannten portugiesischen Anbietern langstreckentaugliche Flugzeuge – allerdings nicht die allerneuesten. Hier sind Komfortverzicht und eine gehörige Portion Abenteuerlust gefragt.
Kann man dahin?
Wenn man entspannte Menschen, Schokolade, feuchte Tropenhitze, grüne Hölle, Natur und Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt mag – auf jeden Fall!
Als Tourist mit gültigem deutschem Pass braucht man bei Einreise für die Dauer von bis zu 15 Tagen kein Visum. Für mehr als 15 Tage Aufenthalt wird ein Visum benötigt, das von der santomeischen Botschaft in Brüssel ausgestellt wird. Bei Notfällen können sich deutsche Staatsangehörige an den deutschen Honorarkonsul in São Tomé wenden. Zuständige Auslandsvertretung ist die Botschaft Libreville/Gabun. Konsularaufgaben nimmt die Botschaft Jaunde/Kamerun wahr.
Entgegen widersprüchlicher Auskünfte ist bei der direkten Einreise aus Europa kein Gelbfieberimpfnachweis erforderlich. Bei Einreise aus Geblfieberendemiegebieten (check www.who.int) ist zwingend ein Impfzertifikat vorzulegen, das eine lebenslange Gültigkeit besitzt. STP ist gelbfieberfrei, so will man die Einschleppungsgefahr reduzieren. Vor der Reise empfiehlt es sich die Standardimpfungen zu überprüfen und ggf. zu vervollständigen (www.rki.de, Tropenarzt oder Robert-Koch-Institut). Eine Malariaprophylaxe wird empfohlen. Das fiese ist, die kleinen Mücken sind lautlos, die Stiche oft nicht sicht- oder spürbar!
Was macht man denn da?
Kein Massentourismus, wenig Verkehr, wenig Flugverbindungen – diese Abgeschiedenheit macht für viele den Reiz der wilden Insel aus. Es gibt ein paar Luxushotels, super gelegene Öko-Lodges direkt am Strand und einfache B&Bs. Eine Infrastruktur für Rucksacktouristen gibt es (noch) nicht. Wer Portugiesisch oder Französisch spricht, tut sich leicht mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen.
Ursprüngliche Sandstrände, Palmen, Artenreichtum über und unter Wasser – für Naturliebhaber ein Paradies. Die Gewässer Westafrikas sind eine der fischreichsten der Welt. Das machen sich auch internationale Konzerne zu Nutzen und dezimieren die ertragreichen Fischgründe. Die einheimischen Fischer haben dabei das Nachsehen.
Leve-leve
Keinen Stress – übersetzt heißt das Motto des Inselidylls alles cool, entspannt, chill mal, immer mit der Ruhe.
Dass dabei die tägliche notwendige Wäsche – von den Frauen erledigt, inklusive Beaufsichtigung der Kinder – im Fluß, nicht nur zeitraubend ist und auch wenn manche Stimmen verkünden, dass die Wäsche ein sozialer Event ist, eine Informationsbörse, so ist es doch schwer zu glauben, dass eben diese Frauen keine Waschmaschine vorzögen, so sie denn überhaupt diese Option hätten. Ein Großteil der armen Bevölkerung São Tomés lebt in einfachen Pfahlbauten aus Holz, ohne Wasser, Strom oder Kanalisation. Unten spielen im Matsch die Kinder und Haustiere. Schweine, Hühner, Ziegen und Hunde – alle versorgen sich selbst im fruchtbaren grünen Tropenambiente. Die Menschen machen keinen unglücklichen Eindruck. Viele besitzen ein Smartphone. Die dadurch offensichtlichen Vergleichsmöglichkeiten werden auch zum Nachdenken über unterschiedlichen Lebensweisen und -standards anregen.
Wracking
Zahlreiche Wracks liegen vor der Nordostküste von São Tomé. Die Einheimischen holen sich die noch verwertbaren Rohstoffe aus den angeblich von Interpol gesuchten Seelenverkäufern, die über Liberia nach São Tomé gebracht werden.
Neue Banknoten ab 2018
Am 29. August, ihrem 25. Jahrestag, stellte die Zentralbank die nationale Währung um und bringt neue 6 neue Banknoten und eine neue Münzserie in Umlauf. Aktuell ist der Umrechnungskurs 24.500 Dobra für 1 Euro. Bei den neuen – dem Euro ähnliche – Banknoten werden drei Nullen gestrichen. Dann gehören ab 2018 auch Restaurantrechnungen in Höhe von mehr als einer Million Dobra der Vergangenheit an.
Tolle Seite liebe Gertrud!